Einstreuqualität und Parasitenlast als Einflussfaktoren auf das physiologische Verhalten von Legehennen in sächsischen Geflügelhaltungen

Projektleiter: Prof. Dr. med. vet. Markus Freick Kooperationspartner: Sächsischer Geflügelwirtschaftsverband Sächsische Tierseuchenkasse Großenhainer Geflügelhof GmbH & Co. KG Krätzschmar GbR Landwirtschaftsbetrieb Borna Auftraggeber: SMEKUL

Einstreuqualität und Parasitenlast als Einflussfaktoren auf das physiologische Verhalten von Legehennen in sächsischen Geflügelhaltungen

Auch wenn der Bedarf an Grundlagenforschung zum Komplex Federpicken/Kannibalismus bei Legehennen als weitgehend gedeckt angesehen wird, sieht das BMEL in anwendungsbezogenen Einzelfragen weiterhin Forschungsbedarf (BMEL, 2015).

Folgende innovative Ideen/Lösungsansätze sollen daher im Projekt bearbeitet/umgesetzt werden:

1) Eignet sich die Infrarot (IR)-Thermografie als nicht invasive Methode der Einzeltieruntersuchung zur Ergänzung und Erweiterung klassischer Verfahren der Gefiederschäden-Scoring-Systeme (Feather Damage Scoring Systems gemäß Welfare Quality® assessment protocol for poultry, 2009) im Hinblick auf eine Früherkennung und verbesserte Objektivierbarkeit von Gefiederschäden in Praxisbetrieben?

Pichová et al. (2017) konnten zeigen, dass die IR-Thermografie unter experimentellen Bedingungen ein geeignetes Werkzeug zur Beurteilung des Gefieders darstellt mit dem Vorteil des Fehlens subjektiver Komponenten des jeweiligen Untersuchers und einer höheren Präzision im Vergleich zu subjektiven Scoring-Systemen. Damit erscheint dieses System auch für die betriebliche Eigenkontrolle tierbezogener Tierschutzindikatoren gemäß § 11 (8) Tierschutzgesetz für den Tierhalter interessant, da die Vollständigkeit des Gefieders u.a. ein solcher Indikator ist (KTBL, 2016).

2) Ist die Einstreuqualität und deren Veränderung über die Legeperiode ein praxistauglicher Indikator für die Beurteilung des Risikos des Auftretens von Federpicken und Kannibalismus in Legehennenherden?

Der Zeitpunkt des Zugangs zu Einstreumaterialien, die aktuelle Verfügbarkeit sowie die Einstreuart und –qualität sind wissenschaftlich anerkannte Faktoren, die das Entstehen von Federpicken und Kannibalismus beeinflussen können (Spindler et al., 2016; Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 2016; LfULG, 2017). Eine schlechte Einstreuqualität in Legehennenherden kann sowohl Mängel hinsichtlich des Stallklimas, der Besatzdichte, der Tiergesundheit (z.B. Erkrankungen des Verdauungsapparates) als auch bezüglich der Verfügbarkeit der Einstreu als Beschäftigungsmaterial für die Tiere widerspiegeln. Die Verschlechterung der Einstreuqualität ist damit möglicherweise als einfach zu ermittelndes Frühwarnsystem hinsichtlich eines erhöhten Risikos für Federpicken und Kannibalismus unter Praxisbedingungen geeignet, welches dann eine sofortige Ursachenermittlung initiieren sollte.

3) Spielt die Parasitenbürde (Endo- und Ektoparasiten) eine Rolle als Risikofaktor für das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus?

Neben lokaler Schädigung (z.B. Haut bzw. Darm) führt ein Parasitenbefall immer auch zu einer Aktivierung des angeborenen und erworbenen Immunsystems. Kürzlich konnte von Parmentier et al. (2009) gezeigt werden, dass eine Stimulation des spezifischen humoralen Immunsystems bei Legehennen das Verhalten der Tiere beeinflussen kann und somit einen Risikofaktor für das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus darstellt. Die Parasitenlast als möglicher Risikofaktor für diese Phänomene und möglicherweise vorhandene positive Effekte der Parasitenbekämpfung wurden bislang unter Praxisbedingungen nicht ausreichend untersucht.

 Nach der Prüfung der genannten Fragestellungen unter Praxisbedingungen sollen die erhobenen Daten die Basis für ein Beratungskonzept liefern, das die regionalen betrieblichen Besonderheiten der sächsischen Legehennenhaltungen berücksichtigt und einen Transfer der gewonnenen Erkenntnisse in die sächsischen Legehennenhaltungen sicherstellt.